SPERLINGSGEWITTER

von Sonja Graf

 

„Ein Stuhl liegt umgestoßen, sagt er, als wäre einer kopflos und vollkommen blindlings dagegen gerannt. Als befände sich einer Knall auf Fall auf der Flucht. Als ginge es um sein Leben. Und die schweren Jacken hängen nicht an ihren Haken. Seltsam. Seltsam. Denn das Logbuch weiß, der Sturm ist abgeflaut, das Meer schwappt tröge. Still ist es, sagt der alte Josèphe, verdächtig still. Wie auf einem Kirchhof. Zur Mittagsstunde. Die Uhr schlägt nicht mehr, nur die Vögel lachen. Gefunden haben sie keinen. Und Gott ist über allem.“   

 

Irgendwo im tiefsten Süden Frankreichs zieht Jesper Crabbe, ein ambitionierter Vertreter für Bade- und Schwimmanlagen, in die Berge auf der Suche nach einem der angeblich abseitsgelegenen und versteckten Landgüter der bedeutenden Kunstsammlerin und Mäzenatin Peggy Guggenheim, um einen lukrativen Auftrag zu akquirieren. Vor der festungsähnlichen Anlage angekommen, trifft er zwar nicht auf die Hausherrin selbst, doch auf ein anderes skurriles Faktotum, nämlich auf die alte Wächterin der Kornkammern des Dorfes, die die Spatzen von den Feldern fängt. Außerdem hat sich ein mehr oder weniger renommiertes Filmteam eingefunden, um die Geschichte eines berühmten Geisterschiffes zu verfilmen. Und als sich die Feste in einen venezianischen Palazzo verwandelt, erkennt Crabbe, dass der von Madame Guggenheim einberufene Surrealisten-Kongress längst begonnen hat…

 

Das Theater des hölzernen Gelächters zeigt mit der Uraufführung von „Sperlingsgewitter“ ein absurdes Spiel über die unmöglichen Möglichkeiten und Freiheiten der Kunst. In der Poesie des Textes überlagern einander die Ebenen der Zeit, des Traumes und der Wirklichkeit.