ARCHIV: COSMIC DOGS

oder vom Sternengelichter aus einer anderen Welt

von Sonja Graf

 

Spiel & Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

An der Geige: Zoran Krga

Amphitheater im Englischen Garten/TamS-Garage , Sept. 2019

 

- "Ich kann die Erde erkennen. Ich kann die Erde erkennen. Die Erde. Die Erde. Ich kann sie erkennen. Meere. Gebrigsketten. Wolkenfelder. Die große Mauer in China." - "Das lügst du." - "Für die Eingeweihten den blauen Planeten." - "Gelogen." - "Die Schwerelosigkeit ist sehr angenehm. Ich setze den Flug auf der Umlaufbahn fort, drehe mich um meine eigene Achse, sehe den Horizont. Der Himmel ist schwarz, am Rand der Erde blau. Und jetzt, Genossen, zieht die Aureole gerade am Bullauge vorbei. Und jetzt, Genossen, die Sterne. Millionen und Abermillionen. Planeten. Asteroiden. Meteoriten. Mit einem Wort das Firmament..." 

 

 Irgendwo in der verlorenen Weite der amerikanischen Landschaft warten zwei Fortschrittsoptimisten, ein abgehalfterter Buchhalter und ein heruntergekommener Zirkusartist, seit Wochen und Monaten auf die Landung unbekannter Flugobjekte. Doch die von dem Ersteren geplante Konferenz der überirdischen Intelligenz droht offensichtlich zu platzen. Dennoch mischen sich Unbekannte via Radio in die Erwartungen von Hembs und Igra Wadu – da gerade der Kalte Krieg tobt, Juri Gagarin zum Popstar des Ostens avanciert und das Gerät scheinbar versehentlich das Geplänkel der Sowjetführung mit den russischen Kosmonauten übermittelt. Zusätzlich untergräbt eine weitere Fraktion das Unterfangen. Im  Krieg der Welten steigen nämlich die Träume Amerikas und Europas, anders als von Hembs angenommen, aus dem Orkus empor oder fallen von der Nachtseite des Mondes ins Licht. Verkörpert und versinnbildlicht in einem zerstreuten Filmstern, der von den Gästen auf der eigenen Party beim Föhnen von selbstgemachten Makkaroni überrascht wird, und einem politisch unliebsamen Dichter, irrlichtert die intellektuelle und künstlerische Elite des Westens über das Parkett der Illusionen. Dabei steht die Crème de la Crème mit dem Teufel nicht weniger im Bunde als die Nachtclubsängerin mit gebrochener Stimme, die dem endlosen Rausch verfällt. Allerdings unter gänzlich anderen Vorzeichen …   

 

Das Theater des hölzernen Gelächters zeigt mit der Uraufführung von „Cosmic Dogs oder vom Sternengelichter aus einer anderen Welt“ ein absurdes Spiel um noch nicht verlorene Utopien und sich selbst erzeugende Sehnsüchte. Mit seinem Eigenleben bildet das Radio einen zentralen Bezugspunkt für das groteske Ringen von Hembs und Igra Wadu um die eigenen Wahrheiten und öffnet zugleich den Blick auf die verschlungenen Pfade derjenigen, die – vor dem Hintergrund der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre - den Platz an der Sonne für sich behaupten. In der Poesie des Textes überlagern einander die Ebenen der Zeit, des Traumes und der Wirklichkeit.

 

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