Archiv: Gogol träumt

nach Nikolai Gogol

 

Spiel, Leitung und Filmaufnahmen: Sonja Graf und Markus Hummel

Am Piano: Zoran Krga

TamS-Garage, Juni 2019

 

"'Ich frage nochmals, wie Sie es wagen können, jeglichem Begriff von Anstand ins Gesicht zu schlagen und mich einen Gänserich zu nennen?' - 'Ich spuck drauf, Iwan Iwanowitsch! Was schnattern Sie denn so' Iwan Iwanowitschs Selbstbeherrschung war zu Ende: seine Lippen zitterten, sein Mund glich nicht mehr einem gewöhnlichen V, nein, sondern einem O ..." 

    

Mit der unbedachtsam ausgesprochenen Beleidigung, dem wie nebenbei  hingeworfenen „Gänserich“, zerbricht in dem kleinen Dorf Mirgorod eine legendäre Freundschaft: nämlich das bis dahin ungetrübte Verhältnis zwischen dem korpulenten, einsilbigen Iwan Nikiforowitsch und seinem Nachbarn, dem feinsinnigen, wortgewandten Iwan Iwanowitsch, von denen es hieß, der Teufel habe beide mit einem Strick zusammengebunden. Der Eklat ist perfekt, als Iwan Nikiforowitsch wie zum Hohn einen Gänsekoben auf seiner Seite der Grundstücksgrenze errichten lässt, den Iwan Iwanowitsch in einer mondhellen Nacht verstohlen, still und leise, einzig mit einer Säge bewaffnet zu Brennholz verarbeitet, um das Mal seiner Schande aus der Welt zu schaffen. Die Eingaben der beiden verfeindeten Parteien landen vor dem zuständigen Kreisgericht. Doch obwohl Iwan Iwanowitschs dunkelborstige Sau einer plötzlichen Eingebung folgend in das Gerichtsgebäude spaziert und ungehindert die Klageschrift des Gegners vom Tisch schnappen und verschlingen kann, nimmt der Prozess seinen Lauf. Weder die Trägheit der Verwaltung noch die Bemühungen der besseren Mirgoroder Gesellschaft können die Kontrahenten versöhnen….  

 

Allerdings kommt mit den Streitigkeiten so manch andere Ungereimtheit ans Licht, von der der Dorfklatsch zu berichten weiß. Denn außer den Gestalten von Nikolai Gogols (1809 – 1852) kurzweiliger Satire, relativ früh in seinem Schaffen entstanden und mit spitzer Feder geschrieben, drängen sich auch die bekannte Nase in ihrer Karosse oder die alte, geizige Gutsbesitzerin Korobotschka in unserer Produktion „Gogol träumt. Vom großen Krakeel und anderen Geschichten“ ins Geschehen - Spukgestalten aus  Gogols fremder, poetischer Welt, in der die Erzählungen oftmals durch alptraumhafte Absurditäten und groteske Übertreibungen die Grenzen des Komischen überschreiten und das Unfassbare, Unheimliche Wirklichkeit werden lassen. 

 

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