Archiv: Hundeherz

nach Michail Bulgakow

 

Produktion des THEATERS OHNE FURCHT UND TADEL, Wien

Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Mit: Sonja Graf, Markus Hummel, Robert Stuc

Österreichisches Pharma- und Drogistenmuseum, Wien, Dez. 2012

 

„Bedenken Sie, gerade das ist ja das Fürchterliche, dass er kein Hundeherz hat, sondern ein menschliches Herz. Noch dazu das mieseste von allen, die es in der Natur gibt!“

 

Moskau in den eisigsten Zwanzigern: an einem teuflisch verschneiten Winterabend liest Professor Preobrashenski, eine bedeutende Kapazität in Sachen Schönheitschirurgie, einen verwahrlosten Straßenköter auf. Der Hund jedoch, der das Leben nur von unten kennt, weiß tatsächlich nicht, wie ihm geschieht. Und erst recht nicht, als er sich auf dem Operationstisch des Mediziners wiederfindet. Der an einem Verjüngungsexperiment für seine reiche Klientel laborierende Preobrashenski pflanzt dem Tier nämlich die menschlichen Hoden sowie die Hypophyse eines jüngst Verstorbenen ein. Und der Versuch glückt wider Erwarten: der Hund Scharik verliert sein Fell, richtet sich auf und spricht. Allerdings nicht wie erhofft. Er flucht, schimpft, randaliert und entwickelt auch in allen übrigen Belangen ein höchst unerfreuliches Eigenleben. Genosse Scharikow tritt dem proletarischen Hauskomitee bei, mit dem Preobrashenski in ständigem Widerstreit liegt, stinkt nach den Katzenkadavern, denen er in seiner neuen Berufung als Angestellter der städtischen Müllabfuhr den Gar ausmacht, stellt dem Dienstmädchen hinterher und flutet zu allem Überfluss auch noch das Badezimmer des Professors - bis dieser schließlich ein Einsehen hat und erkennt, dass der Kreatur nicht beizukommen sein wird, dass das Experiment misslungen, die Wissenschaft gescheitert ist. Und er verwandelt den Menschen wieder in das, was er gewesen ist: in einen Hund.

 

Das Theater ohne Furcht und Tadel folgt Preobrashenski und seiner diabolischen Schöpfung in eine phantastische Wirklichkeit, in eine verschobene Bilderwelt, in der das Unmögliche bis zur Glaubwürdigkeit möglich wird und sich das Absurde in bitterböser Ironie seine Wege bahnt - denn die Satiren des russischen Autors Michail Bulgakow (1891 - 1940), der vor allem durch seinen Roman "Der Meister und Margarita" ein Begriff geworden ist, schaffen sich selbst und immer wieder neu. „Hundeherz“, eine seiner bekanntesten Geschichten, die zu ihrer Entstehungszeit 1926 beschlagnahmt wurde, konnte erst in den späten 1980er Jahren veröffentlicht werden.