Archiv: Kaspar Hauser

Vom Seelenleben eines Menschen

von Sonja Graf

 

Produktion des THEATERS OHNE FURCHT UND TADEL, Wien

Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Mit: Rita Dummer/Matthias Klein, Sonja Graf, Markus Hummel

Am Cello: Klaus Joachim Keller

Narrenturm, Pathologisch-Anatomisches Bundesmuseum, Wien, Juni/Nov. 2010

 

"Vor etlichen Wochen habe ich von Gartenkress meinen Namen gesäet und dieser ist recht schön gekommen, der hat mir eine solche Freude gemacht, dass ich es nicht sagen kann und da ist einer in den Garten hereingekommen, hat viele Birnen fortgetragen, der hat mir meinen Namen zertreten…"

 

Am Pfingstmontag des Jahres 1828 erscheint auf einem einsamen Platz mitten in Nürnberg ein junger Mensch, den keiner kennt. In seiner Hand hält er einen Brief und auf jede an ihn gerichtete Frage antwortet der Fremde ohne Sinn und Verstand mit den Worten: I möcht a söchäner Reiter wärn, wie mei Vater gwän is.“ Niemand weiß, woher er kommt. Der Sprache kaum mächtig wird er von den Behörden aufgegriffen und schreibt mit ungelenker Hand den Namen: Kaspar Hauser.

Es stellt sich heraus, dass der junge Mann ist das Opfer eines ungeheuren Verbrechens geworden ist. Denn über zwölf Jahre hatte man ihn vollkommen allein in einem finsteren Gelass gefangen gehalten und schließlich unter rätselhaften Umständen ausgesetzt. Langsam erwacht das verstörte Bewusstsein des unbekannten Findlings, entwächst er der Sprachlosigkeit, gewinnt er sich die Welt: die Sterne, den Schnee, ein weiches Bett, die Musik. Und Spuren seiner Erinnerung. Fünf Jahre nach seinem Auftauchen stirbt Hauser an den Folgen eines brutalen Attentats. Die genauen Umstände des Mordes bleiben unbekannt. Kaspar Hauser wird zum Rätsel seiner Zeit.

 

Nach Originaldokumenten und dem bekannten Roman von Jakob Wassermann wird ein Stück subjektiver Geschichte erzählt, vom Erwachen der Seele, vom Ringen um den Geist, von einem gewaltsamen, unbegreiflichen Ende. Von der Bestürzung über die Welt.