Archiv: Der Wechselbalg

nach Thomas Middleton und William Rowley

 

Spiel & Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Am Cello: Melanie Kraus

Amphitheater im Englischen Garten, Sept. 2012

 


„Was bist du für ein Ding, das du das Licht wegnimmst?  Zwischen diesem Stern und mir. Ich fürcht‘ dich nicht. Ein Nichts. Ein Nebel des Gewissens. Und jetzt ist alles wieder klar.“

 

Alicant um 1600: fünf Tage nach ihrer Verlobung mit Alonzo de Piraquo verliebt sich Vermanderos Tochter Beatrice in Alsemero, der gegen jede Vernunft seine Geschäfte vernachlässigt und in der Stadt bleibt, um Beatrice nahe sein zu können. Die Liebe der beiden scheint hoffnungslos, bis sich das Blatt plötzlich wendet und der ungeliebte Verlobte Alonzo ohne jegliche Spur verschwindet. Sein Bruder vermutet nicht ohne Grund ein Verbrechen und beschließt, der Sache nachzugehen; der Verdacht fällt schließlich auf zwei Männer aus Vermanderos Gefolge, die am Tage des Mordes in einer Irrenanstalt aufgenommen worden sind: auf Franciscus und seinen Freund Antonio. Letzterer stellt sich tatsächlich verrückt, einzig um Isabella, die Frau des Irrenarztes, zu umwerben. Und Alsemero heiratet Beatrice - ohne jedoch zu ahnen, dass er sein vermeintliches Glück, einem Menschen verdankt, der seiner Frau wie ein dunkler Schatten folgt: dem unansehnlichen, eilfertigen Diener De Flores, der Beatrice bis zur Selbstvernichtung verfallen ist...   

 

Der Shakespeare-Zeitgenosse Thomas Middleton (1580 - 1627), der den „Wechselbalg“  gemeinsam mit William Rowley (1585 - 1642) verfasst hat, zählt zu den bedeutendsten englischen Dramatikern der Renaissance und war für seine Tragödien wie für seine Komödien gleichermaßen bekannt; so verbindet sich auch

in The Changeling prosaischer Witz mit lyrischer Sprache und spannungsreichem Tempo, besticht das Stück durch die Zeichnung scharf umrissener Charaktere, die in der Abgründigkeit ihrer Psychologie vollkommen gegenwärtig wirken; eine mörderische Groteske aus der düsteren Bilderwelt des englischen  Theaters, dessen Humor gallig bitter schmeckt und das finstere Schatten an  spanische Wände wirft, die in dieser Art nie existiert haben.