ARCHIV: WEISSE NÄCHTE

nach Anatolij Marienhof

 

Produktion des THEATERS OHNE FURCHT UND TADEL, Wien

Spiel & Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Am Piano: Emil Tsang

Galerie am Roten Hof, Wien, Dez. 2009

 

Experimentelle Literatur in Wort und Bild aus dem Russland der 20er Jahre,

Filmprojektionen mit Live-Musik

erzählt und gespielt

nach Anatolij Marienhofs "Zyniker"

 

Aufbruch. Umbruch. Avantgarde. Russland zwischen 1918 und 1924. Kurz nach dem Weltkrieg und der Revolution - im Angesicht des allgegenwärtigen Chaos, der Armut und des Hungers - erscheint in Moskau Vladimir Vasiljevic vor der Türe von Olga Konstantinovna; er schenkt ihr jedoch nicht, wie sie vielleicht vermutet hätte, einen Sack voll Hirse oder Mehl, sondern zu ihrer großen Freude einen Strauß Astern - und zieht bald danach in ihrer Wohnung ein. Damit nimmt eine Beziehung ihren Anfang, die sich zur Katastrophe auswächst, denn in der zerrütteten Welt der Marodeure, Schieber und des allgemeinen Mangels, will sich das Glück partout nicht fangen lassen, es wird sabotiert von den Umständen, der Epoche, nicht zuletzt von den politischen Verhältnissen. Die Liebe der beiden erstarrt in Kälte und Gleichgültigkeit, und die Menschen ersticken an ihrem Zynismus. Denn ihnen bleibt nichts mehr außer der Erkenntnis, dass das Leben nicht das ist, wofür man es ihnen verkauft...

 

Der Roman „Zyniker“ von Anatolij Marienhof wurde bald nach seinem Erscheinen in der Sowjetunion verboten. Sein Autor, geb. 1897, überlebte den Stalinismus wie durch ein Wunder, er starb 1962 in Leningrad. Das Theater ohne Furcht und Tadel erzählt in „Weiße Nächte“ zwischen experimentellen Kurzfilmsequenzen die Geschichte von Marienhofs „Zynikern“ und das Scheitern einer Liebesbeziehung in den Wirren von Umsturz, Bürgerkrieg und Revolution. Ein Spiel mit dem Sinn und der Verkehrung des Alltäglichen. "Wozu? Um das Unglück am Schwanz zu packen."" Mitten in Wien. Russland absolut. Mit Klavierbegleitung.