ARCHIV: WILDE BLÜTEN

nach Oscar Wilde

 

Produktion des THEATERS OHNE FURCHT UND TADEL, Wien

Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Mit: Sonja Graf, Markus Hummel, Ingeborg Schwab

Österreichisches Pharma- und Drogistenmuseum, Wien, April 2022

 

 

- "Man erwartet mich in Ägypten sagte die Schwalbe. "Meine Freunde fliegen schon über dem Nil auf und ab und erhalten sich mit den Lotosblüten. Bald werden sie sich im Grabmal des Großen Königs zur Ruhe begeben." - "Schwalbe, Schwalbe", kleine Schwalbe", sagte der Prinz, "willst du nicht noch    für eine Nacht bei mir bleiben? Willst du nicht mein Bote sein?" 

 

 

Immer wieder versteht es der glückliche Prinz, eine vergoldete Statue auf einem schlanken Sockel hoch über der Stadt schwebend, die kleine Schwalbe von ihrem Zug nach Ägypten abzubringen und mit seinen Gaben zu den Ärmsten zu schicken, bis der Botendienst leise und traurig zu Ende geht. Bei der Geburtstagsfeier der Infantin hingegen wissen sogar die klatschsüchtigen, bösartigen Blumen von der vermeintlichen Hässlichkeit eines verliebten Zwerges zu berichten. Dieser muss sich schließlich selbst erkennen. Der Augenstern seiner Liebe aber, die kindlich-grausame Gastgeberin, bleibt mit Herzlosigkeit und Blindheit geschlagen. Daraufhin beginnt auch noch das Feuerwerk zu tuscheln, da eine wirklich angeberische Rakete vergeblich auf ihre sensationelle Zündung hofft…   

 

Federleicht kommen auf den ersten Blick die romantisch-poetischen Märchen von Oscar Wilde daher. Doch unter der schillernden Oberfläche der phantastischen Geschichten entlarvt der Dichter mit leiser Ironie und spitzer Feder menschliche Schwächen und Abgründe, die er bis ins Groteske verzerrt. Das Theater ohne Furcht und Tadel folgt der kleinen Schwalbe auf ihrem Flug in Oscar Wildes traurig-schöne Welt, in der das eigene Spiegelbild am Ende eines verlassenen Ballsaales die letzte Konsequenz bereithält: die unmögliche Möglichkeit einer großen, unerfüllbaren Liebe. Und dennoch: ein Abend, nicht ausschließlich für Erwachsene …